Bibliothek

Vor der alten Bibliothek

 

Gründung der Bibliothek

Im Jahre 2002 konnte der Verein durch finanzielle Hilfe der KGS Rastede ein Haus im Hauptort San Francisco Libre erwerben. In diesem Gebäude wurde durch die kontinuierliche Arbeit des Nicaragua-Vereins und der Partnerorganisation APREDEN eine Bibliothek aufgebaut. Anfangs befand sich die Bibliothek in dem Raum, der dann später als Büro und Computerraum diente. Den restlichen Teil des damaligen Gebäudes bewohnten noch die Weltwärts-Freiwilligen bzw. Zivildienst-leistenden. Mit der Zeit wurde der Platzbedarf der Bibliothek größer, sodass auch der Wohnbereich für Bücher und Spiele benötigt wurde. Deshalb wurden dann Häuser für die Unterbringung der Freiwilligen angemietet.

Durch das Hochwasser in in den Jahren 2010 und 2011 wurden große Teile des Dorfes überschwemmt und viele Häuser zerstört. Deshalb wurde von politischer Seite entschieden den Dorfkern zu verlagern. Das Bibliotheksgebäude, dass auch im vom Hochwasser bedrohten Bereich lag, wurde glücklicherweise nicht überschwemmt. Das Gebäude liegt nahe zum Seeufer und bei einer nicht auszuschließenden, zukünftigen Hochwasserkatastrophe bestünde die Gefahr, dass das Gebäude dann ebenfalls betroffen sein könnte. Im Zuge der Dorfverlagerung half APREDEN die notwendigen Grundstücke zu erwerben, die dann an die Betroffenen vergeben wurden. Auf diesen Grundstücken hat der Staat dann Häuser für die Menschen gebaut, die durch das Hochwasser ihre Häuser verloren hatten. Für die Unterstützung bekam APREDEN ebenfalls ein Grundstück, um dort eine neue Bibliothek zu bauen.

Hauptraum der alten Bibliothek

 

Da mit dem geplanten Neubau, der für die Fortsetzung der erfolgreichen Bibliotheksarbeit unerlässlich war, hohe Kosten verbunden waren, hat sich APREDEN mit Hilfe unseres Verein um finanzielle Unterstützung durch das Kindermissionswerk bemüht. Aus dem normalen Spendenaufkommen des Nicaraguavereins und der RSFLA hätte sich das Projekt „Neue Bibliothek“ nie realisieren lassen. Die Anstrengungen finanzielle Unterstützung  zu bekommen haben sich gelohnt. ? wurde mit dem Bau begonnen, der dann ? abgeschlossen werden konnte. Im ? wurde dann der Umzug organisiert. Das alte Bibliotheksgebäude wird seitdem wieder als Wohnhaus für die Freiwilligen benutzt.
Neben dem inzwischen sehr großen allgemeinen Angebot an Büchern diente die Bibliothek von Beginn an auch der Bereitstellung von Lernmaterial, denn den Kindern stehen keine eigenen Schulbücher zur Verfügung. Die gibt es nur als Klassensätze in der Schule oder eben in der Bibliothek. Durch die Nutzung der Bibliothek können die Kinder und Jugendlichen besser ihre Hausaufgaben machen und zudem auch mal recherchieren. Zu diesem Zweck gibt es  seit Juli 2016 für die Nutzer kostenloses Internet in der Bibliothek. Ebenso kommen Studenten und erwachsene Schulbesucher (viele machen in Nicaragua ihren Schulabschluss nach) und nutzen die Bibliothek, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Neben der Bereitstellung von Büchern und Spielen wurde die Bibliothek aber auch mit dem Ziel gegründet, den Kindern und Jugendlichen aus San Francisco Libre eine Anlaufstelle mit einem möglichst breiten Spektrum an Freizeitaktivitäten zu bieten.

 

Arbeit der Bibliothek

Solange es lediglich 2 Zivildienstleistende in San Francisco Libre gab, war das Angebot an Aktivitäten natürlich begrenzt, da sich die Freiwilligen insbesondere auch um das Stipendienprojekt und die La Guayabita kümmern mussten. Seit 2008 ist der Nicaraguaverein-Oldenburg Entsendeorganisation des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „Weltwärts“. Zuerst konnten drei Stellen eingerichtet werden und seit 2009 arbeiten jährlich 4 deutsche Freiwillige in San Francisco Libre. Dadurch gibt es nun neben der einheimischen Bibliotheksleiterin Emma Ocón, die u. a. für die administrativen Aufgaben zuständig ist, 2 Freiwillige, die sich in Vollzeit um die Angebote der Bibliothek kümmern. Auch die einheimische Mitarbeiterin für das Stipendiatenprojekt Josselyn Guevara hilft zeitweilig mit. So kann aus der Bibliothek heraus der schulische Englischunterricht unterstützt werden. Der Unterricht fand jedoch zuerst nicht in den Räumen der Bibliothek statt, sondern die Freiwilligen gingen dafür einmal in der Woche in die Grundschule (1. - 6. Klasse), um den Kindern in der 5. und 6. Klassen erste Englischkenntnisse zu vermitteln. Mittlerweile werden die Englischstunden in der Bibliothek erteilt. Als weiteres praktisches Bildungsangebot findet in der Bibliothek  ein Computerkurs statt. Hier können Jugendliche erste Erfahrungen mit dem PC und MS Office sammeln, die sie später mal für ein Studium oder Beruf benötigen könnten.

Als Ergänzung zu den Bildungsangeboten gibt es inzwischen zudem ein sehr breit gefächertes Angebot an Freizeitaktivitäten, dass sich an alle Altersgruppen richtet. Es gibt Bastelgruppen, in denen die Kinder aus den verschiedensten Materialien, die sonst z. T. als Müll verbrannt würden, Dekosachen basteln, wie zum Beispiel wunderbare Plastikblumen aus Einwegflaschen. Aus Strohhalmen und verschiedenen Motiven  werden Mobilees gemacht, aber auch das Papierschöpfen ist bei den Kindern sehr beliebt. In weiteren Kursen können die Kinder und Jugendlichen Armbänder knüpfen oder aus Perlen Modeschmuck herstellen (Ohrringe, Ketten). Mittlerweile hat sich auch ein Lesekreis etabliert. Sonstige, regelmäßig stattfindende Aktivitäten sind das „Cine“ (Kinonachmittag) und „Fútbolin“ (Tischkicker). Sie finden mit großem Zuspruch einmal pro Woche statt. Seit neuestem gibt es auch eine Tischtennisplatte.
Aus Oldenburger Spendenaufkommen gibt es zudem einen großen Bestand an Inlinern mit Schonerausrüstung, sodass sich während der Trockenzeit (Dezember bis April) mehrere nach Alter gestaffelte Inlinergruppen treffen. Große Begeisterung finden auch die organisierten „Abenteuertrips“ zur La Guayabita. Die Baumschule mit dem angrenzenden Wald eignet sich perfekt um dort verschiedene Spiele zu machen (z. B. Schatzsuche) oder besondere Tiere zu beobachten wie z. B. Baumstachler, eine einheimische Nagetierart.
Ein ebenfalls bei den Kindern  sehr beliebter Kurs ist der auch über die Bibliothek organisierte Holzkurs, beim Tischler Octavio „Tavo“ Bermudes. Hier sägen die Kinder verschiedenste Figuren aus, um sie dann anschließend zu bemalen.
Durch eine Spende der Grundschule Westerloy gibt es seit Januar 2012 auch 4 Sportbögen in der Bibliothek. Dadurch konnte das über die Bibliothek organisierte Sportangebot noch einmal erweitert werden. Zurzeit gibt es aber leider niemanden, der diese Sportart beherrscht und somit kann derzeit leider kein Kurs stattfinden. Das Kursangebot ist auch nicht immer einheitlich, sondern hängt auch davon ab welche Interessen und Fähigkleiten die Freiwilligen haben, die sie dann in ihre alltägliche Arbeit einfließen lassen.

Um auch in den umliegenden, zu San Francisco Libre gehörenden Dörfern (in den 30 kleineren und größeren Gemeinden wohnen immerhin mehr als 80% der Bevölkerung), Aktivitäten anbieten zu können, wurden diese schon immer regelmäßig von den Freiwilligen besucht. Seit 2011 gibt es als neue Einrichtung in 6 dieser sog. Comunidades Minibibliotheken. Unterstützt durch die Mitarbeiter der Bibliothek im Hauptort, werden diese Minibibliotheken jeweils von einem einheimischen Freiwilligen aus der jeweiligen Comunidad betreut. Sie werden mit Material durch APREDEN und unseren Verein ausgestattet und enthalten jeweils auch ein kleines Kontingent an Schulbüchern. In der Trockenzeit wird jede Minibibliothek im Idealfall alle zwei Wochen von einem der deutschen Freiwilligen besucht. Das ist jedes Mal ein Highlight für die Kinder in diesen Dörfern. Leider sind die Comunidades während der Regenzeit vielfach nicht erreichbar, da die Schotterwege dorthin vollkommen verschlammt sind.