Umweltprojekt

La Guayabita

Ökologisches Engagement und Projekte zum Erhalt der einzigartigen

Tier- und Pflanzenwelt Nicaraguas

Am Rande des Hauptortes El Puerto, an der Straße nach Laurel Galán steht auf einem idyllischen Grundstück mit hohen alten Bäumen ein in traditioneller Weise erbautes Bauernhaus. Der Verein hat dieses Haus 1999 erworben und betreibt hier seitdem in Zusammenarbeit mit der nicaraguanischen Organisation APREDEN ein Umweltzentrum.

 

Auf La Guayabita werden angepasste Technologien erprobt, angewendet und vor allem demonstriert, wie etwa energiesparende Herde oder die Herstellung von ökologisch verträglichen Insektiziden. Zum Teil wird La Guayabita auch dazu genutzt um Fortbildungen anzubieten, meist in Zusammenarbeit mit größeren NGOs. Lange Zeit gab es kein fließend Wasser und auch jetzt müssen die meisten Pflanzen in der Baumschule (s.unten) per Gieskanne gegossen werden. Im Sommer 2012 wurde La Guayabita zusätzlich an das normale Stromnetz angeschlossen; dies war durch den Ausbau der Stromversorgung im Municipio möglich geworden. In Folge dessen wurde auch die vorher installierte Solaranlage entsorgt. Diese war als Teil eines Projektes mit Aloe Vera angeschafft worden. Die Speicherbatterien bereiteten aber immer wieder Schwierigkeiten, sodass eine kontinuierliche Nutzung ökologisch nicht vertretbar gewesen wäre.

 

Eine junge nicaraguanische Familie wohnt auf La Gua­yabita und betreut die An­pflanzungen. Die Familie erhält einen Lohn, muss keine Miete zahlen und hält sich Hühner, Enten und Truthähne für den persönli­chen Bedarf.

weltzentrum.

 

Das Umweltzentrum beher­bergt auch die viveros (Baumschulen) für die Wie­deraufforstungsprojekte des Vereins.

la_guayabita4
la_guayabita3
la_guayabita

Die Baumschule

In den letzten 3 Monaten waren Goyo und ich hauptsächlich dabei die Baumschule aufzubauen. Dafür mussten wir zunächst mit dem IFA gute Erde aus den Wald holen, den die Erde aus der Guayabita ist nicht für die Baumschule geeignet. Außerdem wird Kuhmist benötigt, der ebenfalls mit dem IFA angeschafft werden muss. Diese zwei Bestandteile werden mit Asche vermischt, gesiebt und in kleine Plastiktüten gefüllt. Das Füllen der Plastiktüten ist die zeitaufwendigste Aufgabe der Baumschule. Im Moment haben wir rund 6000 Tüten gefüllt. Nach dem Füllen werden verschiedene Baumsamen gesetzt. Dazu zählen diverse Baumarten der Region und Fruchtbäume wie Papaya, Mango, Orange, Limone, Guayaba, Marañon und was es sonst noch so für tropische Früchte gibt.

sand_fr_baumschule
baumschule

Leider sind wir dieses Jahr etwas spät dran mit der Baumschule, da der IFA lange Zeit in Reparatur war. Ab Mai fängt die Regenzeit wieder an und ab Juni sollen die Bäume verteilt werden. Damit wird gewährleistet, dass die frisch gepflanzten Bäume genug Wasser bekommen und nicht manuell gegossen werden müssen. Das Hauptproblem der Baumschule ist meistens, dass die Leute zwar gerne Bäume annehmen und auch einpflanzen aber dann nicht gießen. Wenn es dann zu wenig regnet vertrocknen die Pflanzen und die ganze Arbeit war fast umsonst. Ich sage „fast“, weil ich es doch ziemlich interessant finde, zu beobachten, wie sich aus so einem kleinen Samen, ein Pflänzchen und schließlich ein Bäumchen entwickelt.

Bäume_verteilen

Wiederaufforstung

Der Landkreis San Francisco Libre hat ein halbtrockenes tropisches Klima. Der jährliche Niederschlag fällt zwischen Mai und Oktober, wobei es in den letzten Jahren vermehrt zu Unregelmäßigkeiten kam, d.h. entweder fiel zu wenig oder zu viel Regen. Als Ursache wird der Klimawandel angenommen. SFL hat zusätzlich sehr schwierigen Boden aus schwarzem Ton, der in der Regenzeit keine gute Bodendurchlässigkeit erlaubt und während der Trockenheit hart wird. Etwa die Hälfte der Bodenfläche wäre am Besten u.a. für die Forstwirtschaft geeignet. Es wird auch viel Holz geschlagen, aber auf eine nicht nachhaltige Weise, sodass die Böden immer stärker erodieren, was die Landwirtschaft noch schwieriger macht.

Gegenwärtig gibt es aber aufgrund der massiven Abholzung nur wenige Bäume. In Projekten mit Frauengruppen wurden erste Versuche mit Gartenbau und Wiederaufforstung gemacht. Nachdem 1994 erste Erfahrungen aus Versuchsgärten in 2 Dörfern vorlagen, wurde das Projekt auf 11 Dörfer ausgeweitet. Diese Gärten wurden von Frauen kollektiv bearbeitet und hatten weiterhin Versuchscharacter.

(Das Haus von Octavio in La Concista 1990 und 2000)


Es wurden zudem kleine Baumschulen angelegt, um tropische Obstbäume, Setzlinge für Brennholzbäume, Neembäume zur Herstellung eines biologischen Insektizids und Leucaena, die den Boden mit Stickstoff anreichern und deren Blätter als Viehfutter verwendet werden, zu ziehen. Wiederaufforstung wurde zunächst in Gärten, die sich direkt an den Häusern betrieben. Nächste Standorte waren an Flüssen, die lange Zeit im Jahr Wasser führen und dadurch keine Bewässerung notwendig machte. Inzwischen gibt es mehrere Baumschulen, u.a. in La Guayabita.

 

Projekte im Bereich Wasser

Wasserpumpen

An vielen Orten in SFL muss die Versorgung mit sauberem Trinkwasser noch verbessert werden. Dazu werden in schon vorhandene Brunnen sogenannte Bombas de Mecate eingebaut, einfache Seilpumpen, die im Land hergestellt werden. Damit ist es möglich, den Brunnen abzudecken, damit er nicht von hineinfallendem Dreck oder toten Tieren verseucht werden kann. Durch diese Pumpen ist auch die Bewässerung der Gärten und Baumschulen einfacher zu bewerkstelligen.

Wasserfilter

Sauberes Trinkwasser ist eine wichtige Voraussetzung zur Vermeidung von Magen- und Darmerkrankungen, Typhus, Cholera und Parasiten. Viele Kleinkinder sterben in Nicaragua an Durchfallerkrankungen, die in erster Linie durch verdorbenes Trinkwasser verursacht werden. Einfache Anlagen zur Filterung des Trinkwassers sind daher von großer gesundheitlicher Bedeutung.

Vorratshaltung von Wasser

Das gefilterte und gereinigte Trinkwasser muss in geeigneten Behältern aufbewahrt werden, damit es nicht wieder kontaminiert wird. Die dafür traditionell verwendeten Tonkrüge haben außerdem noch den Effekt, durch leichte Verdunstung durch die porösen Wände das Wasser kühler zu halten. Seit dem Auftreten von Cholerafällen in SFL 1994 werden von den Gesundheitsposten Tabletten verteilt, mit denen das Wasser desinfiziert werden kann.

Projekte im Bereich Energie

Lehmofen

Die Frauen in SFL kochen auf offenen Holzfeuern, wobei viel Energie ungenutzt entweicht und die Rauchentwicklung die Atmungsorgane schädigt. Durch Verwendung von Lehmöfen mit Schornsteinrohren könnte die Energie viel effizienter genutzt werden. Durch verbesserte Kochstellen kann der Brennholzbedarf um mehr als 50% gesenkt werden und gleichzeitig die gesundheitliche Beeinträchtigung vermieden werden.

 Dies ist eine Küche, wie sie normalerweise vorhanden ist.

Sonnenofen

Als alternative Energiequelle bietet sich in SFL die Sonnenenergie an, da die Sonneneinstrahlung dort fast das ganze Jahr hindurch sehr intensiv ist. Bei der Realisierung von Projekten mit Kochkisten, Parabolspiegeln oder anderen Reflektoren ergeben sich aber nicht nur technische Probleme. Wichtiger ist die Anpassung an die sonst üblichen Arbeitsabläufe in einer nicaraguanischen Küche. Das Kochen mit Sonnenenergie verlangt von den Frauen eine Umstellung ihrer üblichen Zeiteinteilung und Gewohnheiten. Die Akzeptanz der neuen Technologie wird also davon abhängen, ob sie die Vorteile insgesamt überzeugen können.

 

 

Photovoltaik

In Nicaragua geht die Sonne das ganze Jahr über gegen 18.00 Uhr unter. In den meisten Haushalten spenden dann primitive Öllampen ein trübes Licht. Zumindest in den Gesundheitsposten und in den Schulen, in denen abends noch Kurse stattfinden, wäre der Einbau von Photovoltaikanlagen sinnvoll. Ein Problem ist dabei die sachgerechte Wartung der Speicherbatterien. Wichtig ist es deshalb, Leute auszubilden, die sich um die Anlagen kümmern und sie instand halten können.

Auf La Guayabita wurde ein Film gedreht, der den Bau der Solaranlage zeigt.

 

Trocknen von Früchten und Heilpflanzen mit Sonnenenergie

Bei den tropischen Temperaturen in SFL ist die Konservierung von Lebensmitteln problematisch. Da es in den meisten Orten keinen elektrischen Strom gibt, kann man auch keine Kühlschränke oder Kühltruhen betreiben. Die Trocknung von Mais, Hirse und anderen Körnern ist daher eine traditionelle Methode zur Aufbewahrung der landwirtschaftlichen Produkte. Das Trocknen von Früchten ist aber bisher kaum verbreitet. Dies ließe sich jedoch mit einfachen von der Sonne aufgeheizten Vorrichtungen durchführen. Auch Heilpflanzen lassen sich so für längere Zeit konservieren.